Freitag, 17. Mai 2019

Ayame in Japan - Tag 7 : Kyoto- Kimono experience

Heute läutet der Wecker wieder etwas früher als sonst, denn wir haben einen Termin vereinbart zu dem wir pünktlich erscheinen möchten.

Wir wollen wissen, wie es sich anfühlt einen richtigen Kimono zu tragen. Mit Yukata haben wir ja bereits mehrfach Erfahrung, doch so ein Kimono ist dann doch ein etwas anderes Kaliber, also haben wir uns dazu entschlossen, ein Kimono Rental zu besuchen.

Diese Studios gibt es in ganz Japan wie Sand am Meer und die Auswahl in Tokyo wäre etwas günstiger und größer gewesen, doch irgendwie hat sich gedanklich Tokyo nicht mit Kimono vereinbaren lassen, deswegen haben wir uns für das traditionellere Kyoto entschieden.
Natürlich muss auch die Umgebung passen und dafür gibt es in Kyoto tatsächlich nur einen brauchbaren Ort: Sannenzaka und Ninenzaka in Higashiyama.

Warum also genau dieser Ort? - das ist eigentlich recht einfach erklärt: Sannenzaka und Ninenzaka sind zwei Straßen, in denen noch traditionelle alte Holzhäuser stehen. Das ganze Gebiet steht unter Denkmalschutz und darf optisch nicht verändert werden. Kurzum: es ist ein traumhafter Ort, der zusätzlich noch von einem der beeindruckensten und schönsten Tempelanlage Kyotos geziert wird: Kiyomizu-dera oder auch: der Tempel des reinen Wassers. Eine wunderbare Kulisse um dort stolz einen Kimono zu tragen.

Doch bevor wir unseren Termin wahr nehmen, steht noch etwas anderes am Programm: Der Besuch des Starbucks Cafe in Ninenzaka. Das klingt jetzt vielleicht zunächst nicht besonders. Starbucks Filialen gibt es immerhin überall. Doch ich kann euch verraten, dass dieser wirklich speziell ist. Starbucks hat die Challange angenommen, dem Denkmalschutz in Ninenzaka mehr als gerecht zu werden und hat eine Location geschaffen, die das traditionell Japanische mit dem modernen Kaffeegenuss kombiniert. Wir sprechen also von klassisch, bekannten Starbucks Sortiment, in traditionell japanischen, mit Tatami ausgelegten, Räumen. Wirklich eine sehr gelungene Kombination.


Nach der klein Stärkung geht es nun aber wirklich zu unserem Termin in Kimono Rental. Wir haben uns für folgendes Unternehmen entschieden, da es Angebote für Paar, wie auch für Gruppen, hat.

WARGO Kyoto Kimono Rental

Dieses Geschäft ist etwas tricky zu finden, wenn man sich auf Google Maps verlässt. Als kleiner Hinweis: Das Kimono Rental teilt sich das kleine Haus mit einem Kanzashi Shop. Man muss in den Kanzashi Shop und dann eine Wendeltreppe nach oben, um zum Kimono Rental zu kommen...Aber zuerst: Schuhe ausziehen XD

Wir haben das Angebot mit den Standard Kimonos gewählt, bei dem eine schlichte Frisur mit Kanzashi im Haar dabei ist. Für die wundervollen Furisode Kimonos sind wir zum einen zu verheiratet und außerdem sind die Preise fast schmerzhaft teuer. Doch auch was die klassischen Kimons anbelangt ist die Auswahl recht groß, zumindest für mich. Meine Freundin, hat mit 1,70m Körpergröße deutlich weniger Auswahl, doch auch sie wird fündig. Wir dürfen uns noch einen passenden Obi auswählen, genauso wie ein Täschchen, sowie das Kanzashi welches in die Haare soll.

Nachdem wir unsere Wahl getroffen und die Tabisocken angezogen haben, geht es rasend schnell. Zwei Damen nehmen sich unserer an und kleiden uns mit beeindruckender Präzession und Geschwindigkeit ein:

  • erste Schicht: ein weißes Wickeluntergewand aus Baumwolle
  • zweite Schicht: eine Art breites Frotteetuch, welches so lange um die Taille gewickelt wird bis es keine Taille mehr gibt. ( so machen die das also...)
  • dritte Schicht:ein weißer Unterkimono der mit mindestens 3 Bändern in die richtige Position gekürzt und gebunden wird.
  • vierte Schicht: der eigentliche Kimono, ebenfalls mit Bändern auf passende Länge gekürzt.
  • fünfte Schicht: eine Art Bauchscherpe wird um den Bereich gelegt, unter dem die Frotteetuchbandage ist.
  • sechste Schicht: der Obi, geschätzte 6 Meter lang, wird kunstvoll und sehr straff um den Körper gewickelt und mit einer individuellen Masche am Rücken versehen.
Mir ist jetzt schon heiß.
Nun räumen wir unsere wichtigsten Gegenstände wie Handy, Geldbörse, Reisepass....noch in das kleine Täschchen. Unser Gewand und die anderen Taschen werden sorgfältig in große, weiße Taschen gepackt, mit Namen versehen und vom Kimono Rental aufbewahrt bis wir wieder kommen.

Wir werden in einen Nebenraum gebeten, in welchem wir Platz nehmen und unsere Frisur wählen. Diese ist schnell und ordentlich gesteckt und hält überraschender Weise bombenfest. Noch schnell das Kanzashi hineingesteckt und dann bleibt nur noch die Wahl der Geta. Wir dürfen uns noch schnell mit unserem mitgebrachten Make Up aufhübschen und dann kann es auch schon los gehen. 


Ninenzaka ist ein sehr unebenes Gelände mit vielen Hügeln, daher ist es ein ständiges Auf und Ab. Schon bald merken wir, dass es wirklich anstrengend ist, mit einem Kimono, der die Schrittweite massiv einschränkt, sowie Geta durch die überfüllten Straßen in Richtung Tempelstadt zu gehen. Zugegeben war uns ziemlich heiß. Noch dazu meinte es der Wettergott heute gut mit uns. Nach dem instabilen, immer wieder regnerischen und nicht geraden warmen Wetter der letzten 2 Tage, lässt sich heute sogar die Sonne blicken. 

Hier treiben sich viele Schulklassen herum, die offenbar ihre Kulturgüter besuchen. Finde ich eine gute Sache. 
Endlich erreichen wir den Eingang zu Kiyomizu-dera. Auch hierfür zahlt man Eintritt, doch der ist es allemal wert. ( kleine Information am Rande: Die Eintrittskarten sind je nach Jahreszeit optisch unterschiedlich, und es steht ein Gedicht auf der Rückseite)

Leider haben wir einen kleinen Wermutstropfen: aufgrund der Olympischen Spiele in 2020 werden viele Sehenswürdigkeiten gerade restauriert. Daher gibt es den Tempel diesmal nur mit einem riesengroßen Holz- und Bambusgerüst- welches allerdings ebenfalls sehr eindrucksvoll ist. 

Hier fordern wir schließlich auch unser Glück heraus, mit einer dieser Schüttelboxen, aus denen dann ein Stäbchen fällt und je nachdem, welche Nummer darauf steht, erhält man dann das dementsprechende Glück...oder eben auch Unglück.

Die Anderen haben leider nicht so viel Glück und binden ihre Weissagungen daher an eine Schnur, welche irgendwann rituell verbrannt wird, auf dass das negative wieder verschwindet und niemals eintritt.

Wir genießen den Tag in unseren hübschen Kimonos und die Umgebung, obwohl wirklich sehr viele Menschen unterwegs sind. Das aber ist auch kaum verwunderlich, immerhin befinden wir uns gerade in der berühmten Goldenen Woche.

Eine Gruppe an Schülern wird auf uns aufmerksam. Etwas schüchtern pirschen sie sich schließlich an und heran und geben uns zu verstehen, dass sie auf der Suche nach Leuten sind, die mit ihnen Englisch sprechen. Offenbar haben sie von ihren Lehrer diesen Auftrag erhalten. Nun stehen sie vor uns, jeweils mit einer Mappe in der Hand in der sich Floskeln für small talk in Englisch befinden. Natürlich tun wir ihnen diesen Gefallen und als Beweis für den Lehrer gibt es ein Gruppenfoto mit uns, und wir erhalten Sticker als Dankeschön.


Wir kommen zu den Liebessteinen. Dort lässt sich meine Freundin von ihrem Mann blind führen damit sie ewige Liebe findet ( nicht, dass sie diese nicht schon längst gefunden hätte...) und beim Otowa-no-taki, dem Wasserfall mit dem angeblich heilenden Wasser, kehren wir in das kleine Lokal daneben ein, da wir keine Lust haben uns hier anzustellen um einen Schluck dieses Wassers zu trinken. Dann doch lieber bei Sake und Kakigōri dem Treiben zusehen. Wir finden, wir sind nahe genug am Wasser dran, um von seiner Wirkung zu profitieren ;)


Nach der Stärkung haben wir noch etwas Zeit und beschließen Maruyama Park und Yasaka Shrine einen kleinen Besuch abzustatten. Bei Yasaka Shrine befinden sich wieder etliche Street Food Stände, die allerlei Leckereien anbieten. Da können wir nicht einfach daran vorbei gehen und so entscheiden wir uns für gegrillte Bambussprosse, gegrilltem Schweinebauch umhüllt mit Omelett, sowie Krabbenfleisch gegrillt ..alles am Spieß und alles wirklich sehr lecker. 

Und weil es heute wirklich sehr viel Text ist, zum Ausgleich ein kleiner bildlicher Überblick:



Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir wollen noch einmal in das großartige Ramen Lokal in der Nähe des Fushimi Inari Schreins gehen, bei dem wir an unserem ersten Abend in Kyoto gegessen haben. Außerdem müssen immer noch Stäbchen abgeholt werden, da der Laden am Vorabend schon geschlossen hatte. 

Also zurück zum Kimono Rental und schneller als wir schauen können, sind wir auch schon wieder entkleidet- das ging wesentlich schneller als das Anziehen. Wir stellen fest: Hosen sind toll! 
Ich kaufe mir hier noch eines der wunderschönen Kanzashi als Erinnerung. 

Heute schaffen wir es rechtzeitig in den Stäbchenladen. Auch ich finde hier noch ein hübsches Paar Hashi für mich, und eine Stäbchenablage in Sakura Form aus Gusseisen.

Wir bringen unsere Schätze noch nach Hause und wollen Koffer packen, um diese noch nach Kyoto Station zu bringen, damit wir diese gleich wieder in unser Abschlusshotel nach Tokyo schicken können.
Im Airbnb angekommen checken wir nochmals alles durch und stellen überrascht fest: Hoppla, wir haben ja noch einen ganzen Tag! Den haben wir irgendwo gedanklich verloren, umso größer ist die Freude eines weiteren Tages in Kyoto und Umgebung.

Wir planen daher um und gehen gleich zum Ramen Restaurant und lassen es uns richtig gut schmecken. Den Rest des Abend verbringen wir Koffer packend, und wie die Abende zuvor auch, gesellig in unserem Wohn-Esszimmer. Mal sehen was der übrig gebliebene Tag bringen mag.



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