Mittwoch, 9. Oktober 2019

Ayame in Japan: Tag 13 : Pokemon und Reizüberflutung in Tokyo

Tokyo begrüßt und heute mit Regenwetter, doch das stört uns nicht weiter, denn wir wollen heute Vormittags ohnehin nach Ikebukuro, genauer gesagt nach Sunshine City.
Unsere Freunde müssen heute der Österreichischen Botschaft einen Besuch abstatten, da der verloren gegangene Rucksack mitsamt allen Dokumenten, inklusive Reisepass, leider nicht wieder aufgetaucht ist. Daher müssen sie einen Notfallpass beantragen, also trennen sich unsere Wege an diesem Vormittag. 

Mit der Metro geht es also nach Ikebukuro. Als wir dort ankommen sehen wir zum ersten Mal das Tokyo, welches wir eigentlich erwartet haben. Grell, bunt, laut, und vorallem überall Anime und Manga Style wohin man sieht. Hier scheint ein Kino Komplex neben dem nächsten zu sein doch unser Ziel ist der große Einkaufskomplex in dem sich ein Pokemon Center befindet.


Nach etwas planlosem herumirren in dem großen Areal haben wir die bekannte Rolltreppe mit den Pokebällen an der Decke schließlich doch gefunden und das Pokemon Center. Und was haben wir noch gefunden? .....Menschenmassen! Man möchte meinen, dass es hier etwas geschenkt gibt. Ja aber es hilft ja nichts, wir haben es unseren Kindern schließlich versprochen, ein Mitbringsel aus dem Land in dem die Pokemon erfunden wurden. Also rein mit uns ins Getümmel. Eine gefühlte Ewigkeit  und ein Korb voll Pokemon Zeug später, stehen wir auch schon an der Kassenschlange. Irgendwie hat es Vergnügungsparkflair mit der Absperrung, doch es geht erstaunlich schnell denn am Ende der Schlange warten 10 Kassen die sehr organisiert und zügig die Beute einscannen und Verpacken. Wir bekommen sogar 2 Pokemon Sackerl um die Geschenke darin zu verpacken. 


Unsere Freunde haben in der Zwischenzeit auch schon ihren Besuch bei der Botschaft beendet und sind auf dem Weg zu uns. Nachdem wir noch nicht gefrühstückt haben beschließen wir die Wartezeit bei Kaffee und Kuchen bei Starbucks zu verbringen. Dort hat mein Mann eine Torte gefunden die es ihm unglaublich angetan hat: Strawberry Darjeeling Tart



Als wir wieder zu 4 sind, lassen wir noch ein wenig Sunshine City auf uns wirken und streben danach unser nächstes Ziel in Ikebukoro an: Superpotato
Hier schlagen Gamerherzen höher. Dazu zähle ich mich zwar nicht, allerdings haben wir großen Spa? an dem Arcadenspiel "Taiko no tatsujin" gefunden, welches es als Miniversion auch für diverse Konsolen gibt, allerdings nicht in Europa. Wir hoffen demnach das Spiel hier für unsere Switch zu ergattern. 
Es geht einige schmale Treppen in einem unscheinbaren Haus nach oben bevor wir den laden erreichen der bis oben hin vollgestopft ist mit uralten bis neuen Games und Konsolen sowie Zubehör und Merchandise Artikeln. Ein witziger Laden, doch leider ist das Objekt unserer Begierde ausverkauft, dennoch verbringen wir hier ein wenig Zeit. 

  
Nachdem wir leider um unseren gepanten Besuch in der Schwertschmiede in Bizen umgefallen sind, als wir in Himeji waren, wollen wir das Schwertmuseum in Tokyo zum Ausgleich besuchen. Also wieder rein in die Metro und ans andere Ende von Tokyo.


Ein kurzer Fußweg führt uns vorbei am Edo-Tokyo Museum, welches sehr futuristisch aussieht. Dahinter sehen wir das Ryōgoku Kokugikan, die Halle in welcher die Sumo Kämpfe abgehalten werden, sofern Saison ist. 
Unser Weg führt uns durch den Yasuda Garten. Dieser ist klein aber fein und wir können in aller Ruhe Schildkröten beobachten die sich zum Sonnen auf die Steine im Teich gelegt haben.




Schließlich erreichen wir das Schwertmuseum. 1000 Yen kostet der Eintritt pro Person und mit dem Lift geht es hinauf in den 3ten Stock in welchem sich die Ausstellungshalle befindet. Nun, um ehrlich zu sein, die Ausstellung ist recht ernüchternd. In Schaufenstern reiht sich ein Schwert neben das andere, doch als Laie erkennt man hier kaum einen Unterschied. Leider handelt es dich hierbei auch wirklich nur um den geschmiedeten Teil. Der Griff, die Saya, die Tsuba....das alles fehlt komplett. Und leider ist es genau das, was für mich das Katana zu einem Kunstwerk macht. 
Es gibt zwar in der Mitte des Raumes noch Glaskästen in denen komplette Schwerter ausgestellt sind, doch das macht die Enttäuschung über diesen Museumsbesuch leider nicht wett. 
Im unteren Stock befindet sich noch ein kleiner Raum der zeigt, wie ein Katana hergestellt wird, doch persönlich bin ich der Meinung, dass man hier viel mehr herausholen hätte können. 




Nach diesem ernüchternden Ausflug steht noch ein Besuch in einem Second Hand Kimonogeschäft an, denn ich möchte mir einen Kimono als Andenken mitnehmen. Nachdem ein neuer Kimono allerdings ein Vermögen kostet bietet sich dieser Laden gerade zu an. Mit der Metro und einem kleinen Fußmarsch sind wir auch schon bald am gewünschten Ziel. 

Wir werden freundlich begrüßt und sofort ist auch eine helfende Hand zur Stelle die bei der Auswahl unterstützt. Englisch ist zwar schwierig aber die Verständigung hat dann letztendlich doch ganz gut funktioniert. Ich habe auch noch zusätzlich einen Nachlass bekommen, da sie beim Einpacken bemerkt hat, dass der Haori meiner Wahl innen unschöne Flecken hat, die sich allerdings nicht mehr entfernen lassen. Mir persönlich ist das allerdings egal, da die Innenseite ohnehin nicht sichtbar ist. Bepackt mit einem Kimono, dazu passendem Obi, Obijime, Haori, einem Herren Haori, zwei Herren Obi, ein Zeremonienhakama sowie diverse Haori-Himo verlassen wir den Laden wieder. 

Nun sind wir hungrig, doch offenbar gibt es in dem Gebiet kaum etwas brauchbares. Also beschließen wir wieder unser Hotel aufzusuchen um dort die Einkäufe abzulegen und dann Abendessen zu gehen. 

Laut Karte ist der Weg auch nicht sonderlich weit, doch bepackt mit schweren Säcken und einem leeren Magen erweist sich dieser Weg als unendlich lange. Doch irgendwann haben wir es dann doch geschafft und ich bin froh, die schweren Säcke abzulegen. Kaum zu glauben wie schwer ein bisschen Stoff sein kann.

Nun ist der Hunger schon sehr groß doch vorher müssen wir noch einen kleinen Abstecher zum Schalter der JR Line machen, da wir für den morgigen Tag eine Sitzplatzreservierung im Zug benötigen der uns wieder zu Narita Airport bringt. Der Weg zu Shinjuku Station wird gut eingeprägt, denn immerhin werden wir diesen am kommenden Morgen, bepackt mit unseren Koffern, zurücklegen müssen. 

Shinjuku und die Menschenmenge überfordert uns ein wenig. Der riesige Bahnhof scheint schier endlos zu sein und hier tummeln sich massen an Menschen, gepaart mit riesengroßem Hunger ist das wirklich keine sonderlich gute Kombination. Doch auch diesen Punkt können wir bald von unserer Liste streichen und uns endlich auf das Wesentliche konzentrieren: dem Abendessen.  
Unser Hunger ist mittlerweile aber schon so groß und unsere Geduld etwas mangelhaft weswegen wir schließlich in ein Ippudo Ramen Lokal einfallen. Doch zu unserer Überraschung sind die Ramen wirklich sehr gut. 

Frisch gestärkt trennen sich nun unserer Wege. Unsere Freunde wollen sich "The Avangers - Endgame" im Kino ansehen als persönliche Erinnerung an diese Reise, während es meinen Mann und mich zum Souvenir shopping treibt. Unser Ziel: Harajuku. Hier wartet einer der größten 100 Yen Shops Tokyos auf uns: Daiso! Mit der JR Yamanote Line geht es zügig voran. Bald stehen wir vor dem Eingang zur Takeshita Street. Nur einige Schritte davon entfernt stehen wir auch schon vor dem Eingang zu dem Mega Store. Daiso ist ein Laden der keine Wünsche offen lässt. Hier findet man tatsächlich alles. Sei es Bürobedarf, Haushaltsgegenstände, Geschirr, Dekoartikel, Hygiene und Beautyprodukte, Knabbereien, traditionell japanische Mitbringsel...hier gibt es tatsächlich alles, und das meiste kostet tatsächlich nicht mehr als 100Yen ( exkl. Steuer). Auf mehrern Stockwerken kann man so gut seinen Einkaufskorb befüllen bevor man sich an die endlos wirkende Schlange an der Kassa anstellt. Doch wie nicht anders gewohnt von Japan, ist das System auch hier sehr ausgeklügelt und wir müssen absolut nicht lange warten. 

Wir lassen Harajuku mit seinen verrückten Läden ein wenig auf und wirken, spazieren die Einkaufsstraße entlang und besuchen das ein oder andere Geschäft mit seiner sehr einprägsamen, auffallenden Mode. Doch wir haben noch ein weiteres Shoppingziel: Don Quijote. Diese Läden sind auch quer über Tokyo verstreut und haben 24 Stunden geöffnet. Auch hier findet man auf mehreren Etagen alles was das Herz begehrt. Im Untergeschoss befindet sich zumeist sogar ein Supermarkt. 
Anders als bei Daiso sind die Preise hier im Normalbereich. Hier findet man auch viele Merchandise Artikel von diversen Manga und Anime Helden, Hello Kitty, Pokemon und Co. Auch praktische Gegenstände wie Regenschirme mit japanischen Designs, Fursohiki, Magnete....uvm kann man hier zu einem ganz guten Preis erstehen. Und auch hier füllt sich unser Korb in rasanter geschwindigkeit. Ganz wichtig: hier müssen auch diverse Kit Kat Varianten mit, ebenso wie Mochi Geschenkpackungen und im Supermarkt erstehe ich sogar eine frische Wasabiwurzel. 
Auch hier heißt es an der Kassa: Bitte warten, doch auch das ist verhältnismäßig schnell erledigt. 

Nun führt uns unser Weg allerdings wieder zurück ins Hotel, denn die Zeit ist schon recht voran geschritten und es gilt noch alle Souvenirs und andere Schätze in den Koffern zu verstauen. 
Auf unserem Rückweg passieren wir die berühmte Kreuzung von Shibuya, doch um ehrlich zu sein: so spannend fanden wir diese dann doch nicht. 

Endlich im Hotel angekommen gilt es eine Runde Tetris zu spielen. Wir haben Unmengen an Einkäufen die in die Koffer müssen, aber leider keinen Platz im Zimmer. Dennoch beginne ich mit schlichten, sortieren, einordnen, umräumen.....so lange bis alles in den Koffern verstaut ist und kein Koffer Übergewicht aufweist :P


Nun ein letztes Mal ein entspannendes, heißes Bad nehmen bevor wir unter die Decke schlüpfen und  wir sagen ein letztes Mal oyasuminasai. 

Samstag, 21. September 2019

Ayame in Japan: Tag 12 - Sayonara Kinosaki, Konnichiwa Tokyo

Heute läutet unser Wecker tatsächlich ungewöhnlich früh, doch wir haben noch einiges zu erleben bevor wir diesen zauberhaften Ort wieder verlassen müssen. Schnell haben sich meine Freundin, mein Mann und ich fertig gemacht. Schnell ist der Yukata angezogen und schon geht es los in unseren ersten Onsen Besuch des Tages.
Das Nishimuraya Honkan hat ein Schwesternhotel, mit welchem es durch einen Gang verbunden ist. Beide Hotels besitzen ihre eigenen Onsen und Gäste können sich frei zwischen beiden Häusern bewegen. Daher starten wir den Tag diesmal nicht mit Kaffee sondern mit einem belebenden Bad im Nishimuraya Shogetsutei.
Nachdem wir uns "aufgewärmt" haben, zieht es uns nun auch in den Onsen unseres Ryokans. Hier wird nämlich jeden Tag der Vorhang umgehängt. Sprich: Der Onsen der am Vortag den Männern zur Verfügung stand, ist an diesem Tag den Frauen zugänglich. So kann man beide Designs genießen.

Gut durchgekocht wollen wir uns ein wenig Abkühlen und das kann man am Besten in dem wunderschönen japanischen Garten der ebenfalls Teil des Ryokan ist. Er ist einfach wunderschön. hier kann man die zeit komplett vergessen. Man wandert durch kleine Pfade, über steinerne Brücken und beobachtet die Koi die, in allen Farben schimmernd, durch den kleinen Bach schwimmen und uns zu verfolgen scheinen. Dann erinnern wir uns daran, dass man uns gestern gesagt hat, dass man diese Kois füttern dürfe. Das dazugehörige Futter erhalten wir schließlich bei der Rezeption. Wir und die Koi haben unsere Freude.



Wir lassen noch ein wenig die Ruhe dieses Ortes auf uns wirken bevor wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Tatami Zimmer machen.

Hier wurde schon fleißig aufgeräumt. Maho hat die Futon bereits wieder verräumt und der Tisch steht wieder an der Stelle wo er vorher stand. Sie hat auch die aktuelle Tageszeitung für uns. Ein historisches Dokument, welches wir als Andenken mitnehmen, da heute der 01.05 ist und der Kaiser abgedankt hat um seinen Sohn den Platz frei zu machen.


Maho erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden, ob wir gut geschlafen haben und ob uns Kinosaki gefällt. Das kann man alles einfach nur bejahen und darauf folgen viele dankbare Verbeugungen unserer guten Seele.

Schließlich bittet Sie uns zu Tisch, denn es ist Zeit für das Frühstück. Ja und was dann folgt, kann ich eigentlich kaum in Worte fassen....So viel Essen auf einem Tisch habe ich noch nie gesehen. Es gab frische Milch, und Tee, und Onsen Eier und Fisch zum selber grillen, Reisporridge, diverse Pickels, frischer Tofu in einer Art Hot Pot...und so vieles mehr und das bitte 1x für jeden von uns. Zugegeben, wir konnten das alles gar nicht aufessen und diese Art von Frühstück ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache, doch beeindruckend war es allemal und der Tofu war unglaublich zart, weich und gut.



Nun sind wir mehr als satt und haben das zwingende Bedürfnis uns zu bewegen. Also zumindest mein Mann, meine Freundin und ich. Der Mann meiner Freundin hat noch vor das private Onsenbad so lange wie Möglich auszukosten.

Zunächst sehen wir uns das kleine Museum an, welches sich direkt in unserem Hotel befindet bevor wir zu Osenji Tempel gehen, der sich nur ein paar Gehminuten entfernt befindet. Dort finden wir auch die heiße Quelle Kinosakis. Wir erkunden das Tempelgelände und sehen einen Treppenpfad in der in einen Wald führt. Wir beginnen, diesen Pfad hinaufzugehen, und finden uns vor neuen Treppen wieder, diese Spiel spielen wir ein drittes Mal bevor wir beschließen, dass wir aufgrund von aktuellem Konditions- aber leider auch Zeitmangel diese Weg nicht weiter verfolgen sondern wieder zu unserem Ryokan zurückkehren.



Die Zeit hier ist leider viel zu schnell vergangen, und vor uns liegt noch eine lange Fahrt mit 2 Shinkansen wieder zurück nach Tokyo.
Wir haben bereits in der Früh bei der Rezeption, auf ihre Bitte hin, mitgeteilt mit welchen Zug wir nach Kyoto fahren werden.

Schnell sind unsere Koffer gepackt. Wir bedanken und bei Maho für Ihre Fürsorge bevor wir Schweren Herzens unser Zimmer verlassen. Melancholisch gehen wir die langen, eleganten Gänge des historischen Hauses entlang und verabschieden uns still. Bei der Rezeption muss nun noch die Rechnung beglichen werden doch auch hier erwartet uns eine Überraschung. Zu unserer verwunderung wird uns ein kleines Päckchen ausgehändig. Mit einem Augenzwinkern sagt man uns, dass dieses für uns abgegeben wurde. Neugierig schauen wir nach was sich darin befindet und stellen erstaunt fest, dass das doch tatsächlich das Tajima Beef jerky ist, welches im Laden am Vorabend liegen geblieben ist. Mit dabei ist eine entzückende kleine Botschaft und 3 Glücksbringer die uns begleiten sollen. Wir sind sprachlos und gerührt zur selben Zeit. Zu gerne hätten wir uns noch bei der netten Ladenbesitzerin bedankt, doch leider schlafen Kinosakis Geschäfte noch und unser Zug wartet nicht auf uns. Wir haben uns fest vorgenommen, beim nächsten Besuch, und dieser kommt bestimmt, uns persönlich zu bedanken.


Doch nun wartet ein extra für uns bereit gestellter Shuttle zum Bahnhof, wieder zu unserer Überraschung. Als unser Gepäck verstaut ist positioniert sich das Personal vor der Türe, bedankt sich für unseren besuch und wünscht uns eine gute weiterreise bevor sich alle verneigen....Kloß im Hals, Tränen in den Augen....ich will hier nicht weg. Doch so schwer der Abschied von diesem wirklich sehr speziellen Ort auch auch ist, er ist Teil unserer Reise. Die Erlebnisse und Eindrücke von Kinosaki Onsen sitzen tief und haben einen sehr speziellen Platz in unseren Herzen bekommen. Und wiedereinmal mehr bin ich dankbar dafür, dass wir dieses Erlebnis letztlich doch mit unseren Freunden teilen konnten.

Am Bahnhof angekommen ist auch unser Zug schon bereitgestellt. Unsere Fahrt führt uns von Kinosaki Onsen zurück nach Kyoto und von dort, mit einem anderen Shinkansen, weiter nach Tokyo. Wir hatten im Vorfeld vergeblich versucht Sitzplätze zu reservieren, doch in Anbetracht der Tatsache, dass halb Japan an diesem tag nach Tokyo pilgern will, wegen des neuen Kaisers, war dies ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Wir haben uns demnach auf das Schlimmste eingestellt und gehen von 6 Stunden Zugfahrt im Stehen aus. Hier, in Kinosaki haben wir Glück. Dies ist die Endstelle des Zuges und die ersten 3 Wagen sind nicht reservierte Plätze, sprich: First come, first serve. Und so können wir zumindest bis Kyoto bequem sitzen.

Nein, mit dem sind wir nicht gefahren, aber wir haben ihn gesehen :)

In Kyoto müssen wir Bahnsteig wechseln, und hier haben wir einen 45 minütigen Zeitpuffer bevor der Zug nach Tokyo einfährt. Auch hier suchen wir zunächst den Einstieg für die Waggons für die unreservierten Plätze. Hier positionieren wir uns so, dass wir zumindest die ersten sind, die einsteigen können. Und das Universum meint es auch hier gut mit uns. Es steigen doch einige in Kyoto aus und wir schnappen uns die freien Plätze, auch wenn diese nicht zusammen sind. Hier kann mein Mann nun auch sein Bento genießen welches er sich noch in Kinosaki am Bahnhof besorgt hat. Natürlich ist es mit Tajima Beef und schaut sehr verlockend aus.

3 Stunden später, gegen 18:00, haben wir Tokyo schließlich erreicht. Nach einer kurzen Orientierung haben wir auch schon die passende Metro gefunden, die uns zu unserem Hotel für die nächsten, und somit letzten 2 Nächte, bringt. Das APA Hotel Shinjuku Gyommae ist schnell gefunden und nun bleibt nur noch eine wichtige Frage offen: Sind unsere Koffer tatsächlich angekommen, die wir von Kyoto hier her geschickt haben? Ja, sind sie :) Wir sind wieder einmal mehr von diesem Land und seinem Service beeindruckt.

Mit dem Lift geht es schließlich zu unsern Zimmern. Diese sind supereng, vor allem jetzt wo wir alle Koffer bei uns haben und nach dem Luxus in unsern Airbnb und natürlich im Ryokan, sind diese Zimmer tatsächlich ernüchternd. Aber alles ist sauber und in bester Ordnung. Nur Platz ist halt keiner. Aber es wird für die nächsten 2 Tage genügen.



Es hat zu regnen begonnen dennoch plagt ein wenig der Hunger. Mein Mann und ich beschließen, eine Kleinigkeit beim gegenüber liegenden Subway zu essen, bevor wir uns zu 4 was tatsächlich Nahrhaftes suchen. Der Subway war ausreichend und nahrhaft und das ist auch schon alles was ich mir davon erwartet hatte.

Nach einer kurzen Ruhezeit machen wir uns zu 4 wieder auf den Weg die Gegend um unser Hotel zu erkunden, im berühmten Shinjuku. Der Regen hat leider nicht komplett aufgehört, aber es ist nicht wirklich kalt und obwohl es schon recht spät ist, stellen wir fest, dass hier tatsächlich noch was los ist. Ein absolutes Kontrastprogramm zu unseren ersten Tokyo Erfahrungen ins Asakusa.

Nachdem wir uns ein wenig oberirdisch bewegt haben, beschließen wir, unsere Tour unterirdisch, im trockenen, fortsetzten. Tokyo ist unterminiert von unterirdischen Shoppingstraßen die Einkaufzentren und Metro Stationen verbinden. Es ist eigentlich ein riesen Netzwerk und einem Labyrinth nicht unähnlich...also sofern man nicht Einheimisch ist.
Unzählige Shoppingmöglichkeiten ergeben sich hier unten, und viele Lokale gehören natürlich auch dazu. Wir überlegen welche Köstlichkeit wir noch nicht hatten und da fällt uns tatsächlich etwas ein, das auf unserer Bucket List stand, aber aus Zeitmangel leider nicht durchgeführt werden konnte: Omuraisu bei Kichi Kichi. Aber zum Glück gibt es nicht nur bei Kichi Kichi dieses Reisgericht, sondern überall in Japan und wie der Zufall so will, gibt es hier ein Lokal, dass sich wohl auf Eier-Reisgerichte spezialisiert hat: Tamago to watashi ( zu Deutsch: das Ei und ich).
Hier müssen wir wieder in einer kleinen Reihe warten. Auch hier bekommen wir bereits vorab die Speisekarte zum Auswählen, bevor wir nach kurzer Zeit an einen Tisch geführt werden.
Wir gewohnt lässt auch das Wasser nicht lange auf sich warten. ich bestelle das Omurice mit Hamburger Patty und Käse übergossen mit Demi Glace.....ein Gedicht!


Frisch gestärkt spazieren wir den Weg zum Hotel zurück. Dort wird noch schnell ein heißes Bad genommen bevor die Müdigkeit die Oberhand gewinnt.

Freitag, 20. September 2019

Ayame in Japan: Tag 11- Kinosaki Onsen

Der Tag begrüßt uns heute freundlicher. Die es ist zwar nach wie vor bewölkt, doch es ist bei weitem nicht mehr so nass und regnerisch.

Am Vorabend wurden wir noch gefragt welches Frühstück wir heute haben möchten und wir haben uns, zu Vergleichszwecken, für das nach westlicher Art entschieden. Da der Kaffee eine pure Qual war, fiel die Entscheidung diesmal auch auf Tee. Pünktlich läutet es wieder aus unserem "Futterkästchen" als Zeichen, dass angerichtet ist.

Das Frühstück amüsiert mich in gewisser Weise. Es gibt Joghurt mit irgendeinem marmeladeartigen Klecks in der Mitte, Rührei mit Ketchupdekor, 2 Mini Würstchen, Nudelsalat und ein weiches, süßes Brötchen, das ich in der Form eigentlich nur aus Disneyland kenne wenn man dort einen Hot Dog bestellt. Eine interessante Kombination. Nicht schlecht wohl gemerkt, aber im Verhältnis zur japanischen Frühstücksvariante dann doch etwas wenig.
By the way: warmer Tee ist eine Illusion. Dieser ist nämlich Eiskalt mit mindestens 3 riesen Eiswürfel darin.


Wir wollen noch ein paar Besorgungen machen bevor unser Zug nach Kinosaki Onsen abfährt. Der Check out ist daher schnell erledigt, da die Bezahlung bereits beim Einchecken erledigt wurde. Daher geben wir nur unsere Zimmerschlüssel ab und fahren mit dem Lift und unserem Handgepäck wieder hinunter um uns dort mit unseren Freunden zu treffen.

Als wir ein paar Schritte gehen bemerken wir, dass unserem Freund der Rucksack fehlt mit dem er eigentlich immer herumspaziert. Also springt er nochmals schnell hinauf ins Hotelzimmer um diesen zu holen, doch er kommt mit leere Händen zurück....ein Schreckmoment, denn es befinden sich darin wichtige Reisedokumente wie sein Reisepass, der JR Railpass sowie seine Kreditkarte....

Wir sparten demnach ein Brainstorming wo wir am Vortag überall gewesen sind, wo er seinen Rucksack noch hatte und wo dieser abgeblieben sein konnte. Unsere Freunde ziehen daraufhin alleine los um alle Orte abzuklappern während wir unsere Besorgungen machen sollen. Wir vereinbaren den Treffpunkt direkt am Bahnhof. Zum Glück haben wir uns eine Sim Karte besorgt und können so via Whats App miteinander kommunizieren.

Die Zeit schreitet mit rasenden Schritten voran und als wir zum vereinbarten Treffpunkt hasten erreicht uns die Nachricht, dass die Suche nach dem Rucksack leider bisher erfolglos blieb und sie nun die Polizeistation aufsuchen werden um eine Verlustanzeige zu machen, doch wir sollen bitte den Zug nehmen und vorausfahren. Eine schwierige Situation für uns alle. Hin- und hergerissen was wir tun sollen, entscheiden wir uns schließlich der Bitte nachzugeben und erreichen gerade noch so den Zug der uns zu unserem nächsten Reiseziel bringt.

Wir verbringen die Zugfahrt nachdenklich und schweigsam. Immer wieder schauen wir ob uns eine neue Nachricht erreicht hat doch diese lässt auf sich warten. Also wollen wir nun das Beste aus der Situation machen und beginnen und die Landschaft anzusehen, die sich schnell verändert. Wir lassen die Städte hinter uns, fahren vermehrt durch ländliches Gebiet mit vielen Feldern, die schließlich von Bambuswäldern und grünen Berglandschaften abgelöst werden.

2 Stunden später erreicht der Zug schließlich seine Endstelle: Kinosaki Onsen. Schon beim Aussteigen und Verlassen des kleinen Bahnhofs bleibt uns die Sprache weg. Ein entzückendes kleines Städtchen heißt uns Willkommen.


Überall stehen Hostessen die uns freundlich begrüßen. Wir haben bereits am Vorabend unserem Ryokan unsere Ankunftszeit bekannt gegeben und die Rückmeldung erhalten, dass wir vom Bahnhof abgeholt werden. Also gehen wir zu einer der freundlichen Damen und nennen den Namen unseren Ryokan. Diese nickt daraufhin wissend und führt uns zu einem kleinen Shuttlebus in den wir einsteigen und schon geht es los.

Mit dem kleinen Shuttlebus fahren wir die "Hauptstraße" entlang und sind bereits verzaubert. Die Straße ist gesäumt von kleinen, einladenden Geschäften, die Häuser sind alle sehr traditionell und geben diesem Ort einen flair einer längst vergangenen Zeit. Die meisten Menschen tragen Yukata als wäre es das Normalste dieser Welt.

"Nishimuraya Honkan" - der Busfahrer dreht sich zu uns um und lächelt bevor sich die Türe des Busses öffnet. Wir haben unser Ziel erreicht. Wir schnappen unsere Koffer und steigen aus dem Bus aus, doch kaum haben wir unseren Fuß auf den Boden gesetzt steht auch schon eine Dame des Ryokan vor uns und entledigt uns unserer Koffer. Wir versuchen noch Einwände entgegen zu bringen, da diese nicht gerade leicht sind, doch sie winkt lächelnd ab und bittet uns ihr zu folgen. Eine andere Wahl haben wir auch nicht und kommen der Aufforderung daher gerne nach.

Was uns ab dann erwartet ist einfach nicht von dieser Welt! Zugegeben, dieser Aufenthalt ist der teuerste den wir auf der kompletten Reise hatten, und es hätte mit absoluter Sicherheit auch weit günstigere Häuser gegeben, doch das Nishimuraya Honkan hat uns bereits verzaubert als wir uns vor einem halben Jahr zu der Buchung entschlossen haben.

Der Eingangsbereich lässt einen das Treiben auf der Einkaufsstraße sofort vergessen. Eine Ruhe und Gelassenheit tritt ein sobald man das große, hölzerne Tor durchschritten hat und sich der Eingangshalle nähert. Freundliche Gesichter begrüßen einen als hätte man nur auf die Ankunft gewartet. Natürlich ziehen wir unsere Schuhe aus, bevor wir den eigentlichen Hotelbereich betreten. Schapfen sind bereits bereitgestellt und die eigenen Straßenschuhe werden sorgsam verwahrt.

An der Rezepion hat man schon alles für uns vorbereitet. Wir werden an einen separaten Tisch gebeten um den Papierkram zu erledigen. Die Rezeptionistin ist uns geduldig dabei geduldig behilflich. Wir erzählen von dem Malheur das unseren Freunden widerfahren ist. Bis dato wissen wir leider immer noch nicht, wie es weitergeht und ob sie überhaupt die Möglichkeit haben nachzukommen, auch wenn wir es für eine gute Idee halten, nach diesem negativ Erlebnis diesen Ort als Ausgleich zu erfahren. Die Hotelangestellte zeigt sich ehrlich betroffen und hofft ebenso, dass wir bald zu viert den Ort und seinen Zauber genießen können. Dennoch hatte sie den Hotelmanager in Kenntnis gesetzt und uns eine mehr als akzeptable Lösung angeboten falls unsere Freunde nicht nachkommen könnten. - Wir sind sprachlos, hoffen dennoch auf das Beste.

Wie Üblich können wir auch hier erst ab 15:00 unser Zimmer mit der Nummer 24 ( Hatsune) beziehen.

Wir haben uns bei der Buchung für ein Zimmer mit privaten Outdoor Bad entschieden, da es sich preislich nur kaum von dem der anderen traditionellen Räume unterschieden hatte und wir uns diesen Luxus einfach gönnen wollten, dementsprechend neugierig sind wir.



Nun haben wir etwas Zeit uns Kinosaki Onsen anzusehen. Kaum haben wir das Ryokan verlassen erreicht uns die freudige Nachricht, dass unsere Freunde am späteren Nachmittag auch nach Kinosaki Onsen kommen werden. Wir freuen uns sehr und teilen dies auch gleich dem Hotelpersonal mit, die sich mit uns freuen. Nun macht die Besichtigung der Ortschaft gleich viel mehr Spaß.

Kinosaki Onsen ist einfach bezaubernd und auch wenn heute nicht die Sonne vom Himmel strahlt, da es ziemlich bewölkt ist und ab und an auch immer wieder zu regnen beginnt, so hat dieser Ort einfach etwas mystisch-magisches. Ich denke es gibt kein Wetter, dass diesem Dorf seine Ausstrahlung stehlen kann. Überall befinden sich kleine Geschäfte die allerlei unterschiedliches anbieten: traditionelle Handwerkskunst, Süßigkeiten, Souvenirs die einzigartig hier sind, Regionales....und so vieles mehr. Ein Laden der Yukata verkauft ist besonders bezaubernd.

Das Dorf wird durch einen glasklaren Fluss getrennt in dem bunte Kois schwimmen. Kleine Brücken verbinden die eine Seite mit der anderen und darüber hängen die Äster der leider schon verblühten Kirschbäume. Dennoch ist der Anblick unglaublich schön.



Verzaubert wandern wir durch die Ortschaft und verlieren gänzlich das Gefühl für Zeit.
In dem ein oder anderen Laden lassen wir als brave Touristen auch schon Geld liegen.
In einem kleinen Kaffee, gegenüber des Bahnhofs wollen wir uns schließlich etwas aufwärmen, da es doch etwas frisch geworden ist und das Verlangen nach Kaffee gestiegen ist.

Das Kaffee in welchem wir einkehren, wird von einer entzückenden, älteren Dame geführt. Ihr zur Seite stehen 2 junge Frauen, die vermutlich ihre Enkel sind. Wir werden wie gewohnt sehr herzlich empfangen und zu einem Tisch gebracht an dem wir gut das Treiben auf der Straße beobachten können. Uns werden 2 Speisekarten gebracht die unglaublich liebevoll gestaltet sind. Alle Gerichte und Getränke wurden in Miniaturmaß aus Buntpapier nachgebastelt. Hier scheint generell jemand eine große Leidenschaft fürs Basteln zu besitzen, denn die Fensterbank ist mit kleinen Totoros und Rußmännchen dekoriert die aus schwarzen Bohnen und Eicheln gemacht wurden. Es ist unfassbar niedlich und ich muss davon natürlich Fotos zum Nachbasteln machen.



Wir bestellen den Cheesecake mit Früchten und dazu Kaffee. Und wie könnte es anders sein: sogar das bestellte Gericht ist unfassbar liebevoll angerichtet und schmeckt dazu auch noch wirklich gut, als kleine Überraschung hat sich sogar eine Kugel Eis unter dem Schlagobersberg versteckt.



Nachdem wir uns gestärkt haben spazieren wir zurück zu unserem Ryokan.
Wir wollen die erworbenen Schätze noch schnell abgeben bevor wir wieder Richtung Bahnhof wandern um unsere Freunde zu begrüßen. Auf dem Weg dorthin finde ich doch noch einen kleinen Samuraihelm für das Bubenfest zu einem leistbaren Preis. Und Georg findet 2 kleine japanische Pfeifen ( eine für sich und eine für unsere Freundin) welche wir schon mal in einem anderen Geschäft gesehen aber leider nicht gleich mitgenommen haben.

Im Ryokan angekommen werden wir wieder wie Könige begrüßt. Sofort eilt eine junge Frau im Kimono auf uns zu und heißt uns herzlich Willkommen. Sie möchte uns unbedingt durch das Haus führen und uns das Zimmer zeigen. Wir hadern ein wenig mit uns, denn wir wollten das eigentlich zusammen mit unseren Freunden machen, doch die junge Frau schaut uns so erwartungsvoll an, dass ein "Später" schlichtweg unhöflich gewesen wäre. Also bitten wir um eine schnelle Führung und erklären ihr, dass noch Gäste erwartet werden.

Ja, nun, ich kann nicht sagen ob das die "schnelle" Runde war, jedenfalls hat man uns sehr gewissenhaft durch das altehrwürdige Haus geführt und uns alles genau erklärt. Wir gehen also geduldig mit und nicken brav.
Unsere Tour endet in unserem Zimmer, welches schlichtweg atemberaubend ist, allerdings bleibt keine Zeit um dies in dem Augenblick zu genießen. Wir bedanken uns, legen unsere Einkäufe ab und erklären dass wir in einigen Minuten wieder hier sein werden, mit 2 weiteren Gästen.

Hastigen Schrittes gehen wir schließlich zum Bahnhof und sind zum Glück rechtzeitig dort als der Zug in die Stadtion einfährt. Bald haben wir auch schon die beiden erspäht und wir freuen uns wieder zusammen zu sein. Erneut stehen nette Damen bei den Shuttlebussen und das Spiel geht von vorne los. Unsere Freunde sind noch etwas irritiert davon, wie schnell sie ihres Handgepäcks entledigt worden sind, doch viel zeit zum Grübeln bleibt nicht, denn schon steht wieder eine Dame im Kimono vor uns um uns in Empfang zu nehmen. Sie stellt sich als Maho vor...unsere persönliche Roommaid.

Wir folgen ihr durch die Gänge in dem jede Biegung eine neue atemberaubende Überraschung bereit hält. Als sie uns ins Zimmer führt werden wir gebeten es uns bequem zu machen. Wir tun also wie getan und kurze Zeit später vernehmen wir ein leises Klopfen und wohl die Frage ob sie eintreten darf. Etwas überrascht antworten wir ihr und hören schließlich wie die Schiebetüren sanft aufgeschoben wird.
Maho hat ein Tablett dabei und beginnt damit uns Matcha und regionale Süßigkeiten zu servieren. Zum Glück lässt sie uns danach wieder alleine, denn Matcha ist nicht jedermanns Sache. Am allerwenigsten die unseres Freundes, trotzdem kippt er das Getränk tapfer weg. Ich persönlich fand ihn gut, vor allem in Kombination mit den dazugereichten Süßigkeiten.


Als Maho zurückkehrt erklärt sie uns noch kurz wann und wie das Abendessen serviert wird und bietet uns ihre Hilfe beim Ankleiden mit den Yukata an, welcher für jeden von uns bereit liegt, ebenso wie die Eintrittskarte für alle 7 Onsen die sind in Kinosaki befinden.
nachdem wir unser Zimmer bewundert haben muss natürlich der zimmereigene Onsen ausgetestet werden um den aufwühlenden und stressigen Tag unserer Freunde zur Ruhe kommen zu lassen.
Schließlich wickeln wir uns alle in unsere Yukata denn schon ist Abendessenszeit.
Das leise Klopfen Mahos kündigt dies an und wird uns den ganzen Abend über begleiten, ebenso wie die unzähligen Verbeugungen.

Maho beginnt damit den Tisch mit Tischsets zu decken und uns die wunderbaren heißen Handtücher hinzulegen, die wir so lieben. Schließlich legt sie uns das Menü hin, welches auf wundervolles Washi Papier gedruckt wurde und unglaublich edel aussah, für uns nur leider nicht lesbar. kurz darauf überreichte sie uns eine Rolle, auf der das Menu auch auf Englisch aufgedruckt war.

Ein unglaubliches 8 Gänge Menü erwartete uns. Jedes Gericht für sich ein Genuss für Augen und Zunge. Es hat schon ein ganz anderes Flair, wenn man so erlesene Speisen in einem sehr privaten Rahmen genießen darf. Für mich eine unglaubliche Erfahrung, vor allem auch die Reiszubereitung direkt bei uns im Zimmer in einem alten, sehr traditionellen Reiskocher. 2 Stunden voll Völlerei, Genuss, Etikette und Staunen später ist das Abendessen vorbei. Die Eindrücke sitzen tief und der Bauch ist recht gut gefüllt.

Das schreit nach einem Verdauungsspaziergang.
Unser Freund beschließt, das Zimmer für sich ganz alleine haben zu wollen also ziehen wir zu dritt los. Gekleidet in Yukata, bewaffnet mit einem Täschchen in dem unsere Eintrittspässe, unser Handy und natürlich Geld befinden beginnen wir unseren Abendspaziergang durch Kinosaki Onsen. Was sofort auffällt: es ist angenehm lau und obwohl es schon recht spät ist haben noch alle Läden geöffnet. Also steht einem Ortschaftsbummel mit Onsenaufenthalt definitiv nichts im Weg. Und so lassen wir uns durch die Nacht treiben.
Es kostet uns schon etwas Überwindung in den ersten Onsen zu gehen und ich bin wirklich froh meine Freundin dabei zu haben. Wir legen das 15 Minütige Waschritual hoffentlich mit Bravour ab, bevor wir unsere Körper in das 42°C heiße Wasser gleiten lassen....ja...42°C ist tatsächlich die Schmerzgrenze. Länger als 10 Minuten halten wir es dann doch nicht aus und verlassen krebsrot das Badehaus. Unser Weg führt uns weiter, von einem Geschäft in das nächste. Wir finden ein Fußbad, also machen wir es uns dort für ein paar Minuten bequem. Auf dem Weg finden wir einen Smoothie Laden in dem sich meine Freundin einen Smoothie mit Schuss kauft.

Auf dem Rückweg zum Ryokan halten wir noch in einem Laden in dem Georg Tajima Beef Jerky gefunden hat, und ich habe Kekse mit Kappa Design gefunden, welche einfach zu entzückend sind um sie nicht zu kaufen. Während wir durch den Laden bummeln werden wir von der Ladenbesitzerin etwas beäugt, bevor sie uns aus heiterem Himmel anspricht....und zwar auf Deutsch. Wir sind sehr überrascht und kommen so schnell ins Gespräch. Sie führt uns durch den Laden und lässt uns alles kosten. Sie erzählt von ihrem Studium in Deutschland und freut sich sehr, dass sie nun mit uns reden kann. Wir loben diesen wundervollen Ort und das Land ansich. Wir plaudern auch über das Hauptgesprächsthema überhaupt: Die historische Abdankung des Kaisers und der neuen Ära "Reiwa" welche mit dem kommenden Tag beginnt. Wir finden einen Magneten in Laternenform auf dem "Reiwa" in Kanji geschrieben steht. Diese muss natürlich als Erinnerung mit.

Der Laden verkauft auch stoffene Wandbilder. Im Prinzip sind dies längliche Stoffbahnen mit diversen Motiven, welche mit 2 Holzleisten fixiert und an die Wand gehängt werden. Ein Motiv hat es mir besonders angetan doch leider kann ich dieses bei den zusammengelegten Tüchern nicht finden, also frage ich nach, ob dieses eventuell noch im Lager zu finden ist. Die Antwort ist leider nein, doch bevor ich irgendwas sagen kann, wird die große Leiter hervorgeholt und das Bild einfach für mich von der Wand genommen. So viel Umstand wollte ich eigentlich nicht machen....
Die Zeit ist nun doch etwas voran geschritten und wir wollen die netten Leute nicht länger aufhalten, denn auch diese wollen irgendwann nach Hause.  Also bedanken wir uns vielmals und Zahlen. Nun führt uns unser Weg aber wirklich zurück in unseren wunderschönen Ryokan.

Als wir unser Zimmer betreten sind unsere Betten bereits gemacht. Der Tisch, welcher zuvor noch in der Mitte des Raumes stand, wurde einfach auf den Gang verbannt. Wir beschließen noch den hauseigenen Onsen aufzusuchen, ebenso wie unseren privaten Onsen zu genießen. Wir verpacken unsere Einkäufe gleich in unseren Koffern. Dabei stellen wir fest, dass das Tajima Beef Jerky wohl leider im Laden liegen geblieben ist. Wirklich sehr schade, aber nun nicht mehr zu ändern.
Wir haben von Maho noch ein kleines Betthupferl und ein kleinen Gute Nacht Nachricht erhalten. Wirklich entzückend. Wir sind nun doch wirklich geschafft und so schlafen wir auch bald in unserem wunderschönen Zimmer ein. - Oyasuminasai







Donnerstag, 23. Mai 2019

Ayame in Japan - Tag 10: Himeji die 2te

Der Tag begrüßt uns wolkenverhangen, doch noch ist das Wetter stabil. Wir haben uns heute für das japanische Frühstück entschieden. Dieses wurde uns, durch die Luke im Vorzimmer, sehr diskret, wie gewünscht, um 09:00 serviert. Es sieht wirklich passabel aus und schmeckt auch wirklich gut. Ich bin fasziniert davon, wie gut Reis sein kann.
Der Kaffee hingegen ist grauenvoll....

gerillter Lachs, eingelegtes Gemüse, Shiro Miso, Reis

Als wir fertig sind, geben wir das Tablett wieder zurück in den Schrank, aus dem wir es auch herausgenommen haben. Wir machen uns anschließend fertig und begeben uns wieder auf Erkundungstour. Unsere Freunde werden später zu uns stoßen.

Gegenüber des Haupteinganges von Himeji Castle befinden sich einige Souvenirshops. Diese wollen wir uns ansehen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wirklich sinnvoll ist, das Objekt der Begierde sofort zu kaufen. Anders als bei uns hat nicht jeder Laden das selbe Sortiment, sondern hier gibt es überall unterschiedliche Dinge und Spezialitäten. Es ist uns nicht einmal passiert, dass wir den gewünschten Gegenstand nirgends anders mehr gefunden haben als an einem bestimmten Ort.
Hier ist das ebenso. Himeji hat eine breite Vielfalt an ortsüblichen Spezialitäten, und viele Souvenirs mit Ninja oder Samurai Aspekten.


Unsere Freunde stoßen schließlich zu uns. Vor dem Haupteingang zu Himeji Castle befindet sich ein Stand der Bootsfahrten im Burggraben anbietet. Dies hat gestern schon unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen und so haben wir es heute auf unsere To Do Liste gesetzt.
Schnell sind die Tickets dafür gekauft und da dies immer in Gruppen statt findet, gibt es auch einen vereinbarten Zeitpunkt an dem wir wieder hier sein sollen.

Daher spazieren wir die Shoppingstraße in Richtung Bahnhof hinunter. Dabei kommen wir an einem Restaurant vorbei. Dieses hat zwar noch geschlossen, doch durch das Fenster können wir den Besitzer dabei zusehen, wie er Udon Nudeln mit sensationeller Präzession macht. Er lächelt uns zu  und winkt uns als er auf uns aufmerksam wird. Wir beschließen, hier heute Mittagessen zu gehen um das Udon Desaster von gestern Abend wieder auszumerzen.

Eine Stunde ist schnell rum und wir sind äußerst pünktlich wieder bei dem Bootsstand. Unsere Tickets werden eingesammelt und wir erhalten federleichte Schwimmwesten. Wir sind ganz begeistert! Diese sind mit den unbequemen und klobigen Dinger die man bei uns bekommt nicht zu vergleichen.

Schließlich erhalten wir Strohhüte, denn immerhin sieht das hübsch aus. Danach heißt es wieder Schuhe ausziehen und am Steg stehen lassen, denn das Boot ist mit Tatami Matten und Pölstern ausgelegt.
Die Gruppe ist diesmal klein und so haben wir alle ausreichend Platz. Wir werden noch darauf hingewiesen, dass die Erklärungen auf Japanisch sein werden, doch das stört uns nicht weiter. Und schon geht es gemächlich los. Es ist wirklich sehr entspannend.


Nun ist es aber endlich Zeit, die Udon zu kosten, bei deren Vorbereitung wir schon zugesehen haben und wir müssen auch gar nicht lange warten bis wir einen Platz direkt am Tresen bekommen. Dies ist im Übrigen mein absoluter Lieblingsplatz, denn hier kann man alles sehr gut beobachten und zusehen.

Adresse68 Honmachi, Himeji, Hyogo 670-0012, Japan

Das Restaurant heißt "Menme" und ist ein klassisch familiengeführtes Lokal. Alle sind sehr freundlich und freuen sich, dass man ihre Gerichte wertschätzt. Hier gibt es eine Auswahl an verschiedenen Udon Gerichten und zum Glück ist in der Speisekarte auch markiert, welche Spezialitäten des Hauses sind. Wir sind alle mit unseren unterschiedlichen Gerichten mehr als glücklich und mit Udon wieder versöhnt. Als wir glücklich und satt das Lokal verlassen, hat sich bereits eine beachtliche Warteschlange gebildet.


Gestärkt können wir unsere Shoppingtour nun fortsetzen und diesmal schlagen wir richtig zu: meine Freundin kauft sich einen wunderschönen Yukata mit dazu passendem Obi, für unsere Kids gibt es coole Ninja T-Shirts, sowie Essbesteck mit Samuraischwert - Griff. Außerdem haben wir einen Shop gefunden mit richtig tollen Kappen, Rucksäcken und anderen Accessoires, in welche Stoffe mit klassisch japanischen Designs und Motiven eingearbeitet sind. Wir kaufen Turnbeutel aus Yukatastoffen, gemischt mit modernen Stoffen wie Jeans, ein Sanada Yukimura Shirt für meinen Mann, Hello Kitty Socken mit dem Stadtmaskotchen Shirumaru Hime für das Töchterchen und Ninja Socken für den Sohnemann.....ja, hier kann man wirklich gut Geld liegen lassen....

Das Maskottchen Himejis - Shiromaru Hime
Eigentlich wollten wir uns noch einen Tempel besuchen zu dem ein idyllischer Waldpfad führt und einen großartigen Blick auf Himeji Castle verspricht, doch leider hatte der Wetterbericht nicht gelogen, als er Regen angesagt hat denn tatsächlich hat es zu schütten begonnen. Zum Glück gibt es ja diese wunderbaren, überdachten Einkaufsstraßen in denen man auch viel Zeit verbringen kann.

Zwischendurch stärken wir uns in einem Kaffeehaus bei Kaffee und Kuchen und wärmen uns ein wenig auf, es ist nämlich empfindlich kalt geworden.


Langsam machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel. Zum Einen wollen wir unsere Einkäufe verstauen und zum Anderen uns aufwärmen. Doch zuvor gehen wir noch in dem großen, gläsernen Gebäude, gegenüber des Parks in dem Himeji Castle steht, in den obersten Stock.
Leider konnte ich dazu keinen Namen finden, mit Ausnahme von diesem: イーグレひめじ

Von dort oben hat man auch großartigen Blick auf die Burg, und man ist im Trockenen. 
Es scheint ein Kulturzentrum zu sein, denn es werden hier Kurse angeboten wie: japanische Teezeremonie, Ikebana...usw. Im obersten Stockwerk befindet sich außerdem eine kleine Ausstellung über traditionelle japanische Häuser und wie diese erbaut wurden, und teilweise immer noch erbaut werden. Wirklich sehr interessant!



Etwas durchnässt kommen wir im Hotel an und legen eine kleine Verschnaufpaue ein bevor wir uns wieder treffen um Abendessen zu gehen.

Schon gestern sind uns großartige Gerüche der diversen Yakiniku Restaurants in die Nase gestiegen und daher wissen wir heute sehr genau, wonach uns der Sinn steht: Fleisch! Bevorzugt von einem Tischgriller an dem man selbst grillen kann.

Erneut streifen wir durch die Gassen und versuchen den Regen zu meiden. Schließlich entscheiden wir uns für ein Lokal, bei dem wir gestern schon kurz überlegt haben hinein zu gehen. Bei Gyu-kaku handelt es sich um eine Kette,die sich auf japanisches BBQ spezialisiert hat. Preis- Leistungsverhältnis ist sehr angemessen.

Als wir das Lokal betreten werden wir sofort von einem sehr netten Kellner begrüßt und werden auf einen Termin etwas später vertröstet, da das Lokal im Augenblick gesteckt voll ist. Aber eine Stunde später haben wir eine Reservierung. Die Freunde ist sehr groß! Und wir wissen auch genau, was wir mit unserer neu gewonnenen Freizeit machen können....

Natürlich gibt es auch hier eine Game Arcade und darin befindet sich wieder das altbekannte Spiel: taiko no tatsujin. Also wird wieder drauf los getrommelt!

Ich streife durch diese Spielarkade und sehe mir an was sehr geschickte Leute aus diesen Greifarm Maschinen holen könnten. Eine große Figur von Hatsune Miku in Sakura Outfit erregt meine Aufmerksamkeit. Ich finde sie superniedlich. Mein Mann will sein Glück versuchen doch schon beim erste Mal stellt er fest: Nein, so einfach ist das nicht.....( was auch irgendwie zu erwarten war).

Dennoch hat ihn der Ehrgeiz gepackt und wir alle fiebern mit. 5 Versuche später, sowie umgerechnet 5€ ärmer halte ich tatsächlich meine Hatsune Miku in Händen und kann es gar nicht fassen!


Nach ein paar Runden Airhockey geht es schließlich auch schon zurück in das Restaurant. Unser Tisch wartet bereits auf uns und wir lassen uns von einer netten Kellnerin erklären wie das hier funktioniert. Wir entscheiden uns den GYU-KAKU Premium Course zu nehmen. Hier gibt es eine selektierte Auswahl an Premium Rind, dazu Salat, Reis, Nudeln, Dessert.....eine wirklich gute Wahl :)

Das Selbstgrillen macht großen Spaß und das Fleisch ist wirklich ausgezeichnet. So verbringen wir einen sehr geselligen und gemütlichen Abend in diesem Lokal. 



Vollgefuttert geht es wieder zurück ins Hotel, wo wir uns noch unsere unfassbar große Badewanne einlassen und den Abend ausklingen lassen.
Achja, da war ja noch was mit den kleinen Bechern und dem bunten Zeug, dass im Hotel überall rumgestanden ist: BADESALZ zur freien Entnahme - das lassen wir uns natürlich nicht 2x sagen ;)






Sonntag, 19. Mai 2019

Ayame in Japan - Tag 9: Himeji- die Burg des weißen Reihers

Pünktlich um 08:00 sind wir abmarschbereit. Mit unseren Handgepäckskoffern bewaffnet warten wir bis es an der Türe läutet. Yoshimi hat uns angeboten uns zum Bahnhof zu bringen und nach mehrfacher, höflicher Ablehnung haben wir ihr Angebot schließlich doch angenommen. Es ist wirklich ein schmaler Grat, wann etwas unhöflich oder beleidigend ist.

Natürlich ist unsere Host super pünktlich. Wir fahren pärchenweise da wir nicht alle in das Auto passen. Wirklich sehr bequem und schnell kommen wir in Kyoto Station an. Als wir wieder vollzählig sind folgen viele "Bedankensverbeugungen" und mindestens genau so viele "Gute Reise" und "Hoffentlich bis bald" Verbeugungen. Der Abschied fällt uns tatsächlich schwerer als gedacht.

Nach kurzer Orientierung finden wir auch den Weg zu unserem Gleis. Wir haben noch ein wenig Zeit und es befindet sich auch ein Lokal in direkter Näher in der wir beschließen zu Frühstücken.
Hier bekommt Georg auch endlich seinen Siphon Kaffee, von dem er schon die ganze Zeit spricht.


Mit dem Schinkansen geht es schließlich nach Himeji. Die Zugfahrt dauert nicht wirklich lange. 1 1/2 Stunden später, sind wir auch schon am Zielort angekommen.


Ansich hätten wir auch von Kyoto einen Tagesausflug nach Himeji machen können, doch nachdem wir gerade mitten in der Golden Week, also den Hauptferien der Japaner, stecken, haben wir uns für einen Aufenthalt direkt in Himeji entschieden.
Hauptproblem: Himeji Castle hat pro Tag nur ein gewisses Ticketkontingent für Besucher. Einen Online Verkauf gibt es für diese Sehenswürdigkeit leider nicht, daher heißt es hier: "first come, first serve"
Außerdem möchten wir auch einen Tagesausflug nach Bizen, hier gibt es ein Schwertschmiede Museum, sowie nach Kurashiki machen.

Wir beschließen, unser Glück in Himeji Castle noch am selben Tag zu versuchen, doch zuerst wollen wir unser Gepäck in unsere Unterkunft für die nächsten 2 Wochen bringen. Außerdem sind wir tatsächlich sehr gespannt, auf das was uns nun erwartet.

Wir haben supergünstig ein Hotel gebucht, welches nur 5 Minuten von Himeji Castle entfernt ist, mit einem tollen Blick auf die Burg....ABER: es ist ein "Adult Only" Hotel mit dem klingenden Namen Tsukino Akari ...na gut...es war günstig....

Das Hotel liegt diskret in einer Seitengasse und genauso diskret ist der Eingang. Wir betreten also eine Art Vorzimmer, in welchem man sich sein Zimmer an einer großen Bildschirmwand aussuchen kann - man sieht sofort, welche Zimmer bereits gebucht sind und welche noch frei. Vermutlich drückt man dann auf den Knopf unter dem gewünschten Zimmerbild...und was dann passiert...keine Ahnung, denn für uns trifft das nicht zu.
Wir haben regulär über eine Buchungsseite reserviert, deswegen gibt es neben dem Lift auch ein Schild in dem wir die Info erhalten, dass wir in den 2ten Stock zur Rezeption fahren sollen....na dann. Der Lift ist natürlich so konzipiert, dass es unmöglich ist, hier mehr als 2 Leute hinein zu bekommen. - wirklich sehr amüsant.

Als wir also vollzählig im 2ten Stock stehen, bemerken wir einen zarten Blütenduft und Tische auf denen kleine Becher stehen mit buntem Zeug darin....wir werden später herausfinden was es damit auf sich hat, nun wollen wir unsere Koffer los werden. Wir läuten also an dem diskreten kleinen Glöckchen bei der Rezeption und schon kommt eine nette Dame auf uns zu. Wir halten ihr unsere Buchungsnummer hin und sie scheint total erfreut zu sein. Leider können wir auch hier erst ab 15:00 unsere Zimmer beziehen ( was ich superschräg finde, by the way...ich meine, es ist ein Stundenhotel!? o.O) aber wir können unsere Koffer da lassen. Diese werden sofort von ihr in eine Hinterkammer geschoben und verwahrt. Sie verweist noch auf einen Aufsteller mit einem Stadtplan, den wir gerne annehmen und schon fahren wir wieder pärchenweise nach unten.

Unser Weg führt uns natürlich zu Himeji Castle, berühmt aus Filmen wie: Shogun und natürlich ist auch James Bond hier schon herumgeturnt.

Wir betreten das riesige Areal durch ein großes Tor und stehen mitten in einer Parkanlage über der die Burg des weißen Reihers erhaben thront. Im Park selbst sitzen viele Familien und veranstalten ein Picknick, und ab und an läuft uns ein Samurai über den Weg, mit dem sich, bevorzugt Touristen, fotografieren lassen können.



Wir jedoch, gehen zielstrebig in Richtung Burg und schon bald stehen wir auch beim Ticketschalter und haben unsere Eintrittskarten in der Hand....das ging schneller und einfacher als erwartet.

Mit unseren Karten gehen wir den Weg weiter der zur Burg führt...ja und da ist sie: die Menschenschlagen die ansteht...Wartezeit; geschätzte 60 Minuten, steht auf dem Schild. Ich komme mir vor wie in einem Vergnügungspark. In Serpentinen-Reihen geht es schrittweise weiter. Was sich allerdings wie der blanke Horror anhört, ist in Wirklichkeit eigentlich recht kurzweilig, da immer wieder etwas Neues zu sehen ist, man in aller Ruhe, sich die imposanten Mauern ansehen kann wie auch die großen Tore, an denen es tatsächlich nicht zu wenige gibt, und man versteht, warum es derart schwer war, diese Festung einzunehmen.


Endlich ist der Eingang zur Burg in Sicht und ja...ihr ahnt es vermutlich...auch hier müssen wir unsere Schuhe ausziehen. Diesmal tragen wir diese allerdings in Sackerl durch die Gegend, und schon geht es im Gänsemarsch durch die Burg.

Nun, so wirklich viel Zeit sich genauer umzusehen ist nicht gegeben, wir werden tatsächlich in einer Reihe durchgelotst, und das zeiht sich durch alle 5 Stockwerke.
Ja auch das scheint schier grauenvoll zu sein, nüchtern betrachtet muss man allerdings sagen, dass es in der Burg selbst nicht wirklich viele Dinge gibt, die eines längeren Aufenthalts bedürfen. Der 5te Stock ist der engste Raum, deswegen wird man hier nur in kleinen Gruppen hochgelassen. Hier drängen sich alle an die Fenster um einen spektakulären Blick mit den berühmten Dachschmuck der Burg über den Park, den anschließenden Garten, sowie Himeji Stadt zu erhaschen.
Des weiteren erwartet einem ein Schrein im obersten Zimmer, der schon vor dem Bau der Burg auf der Bergspitze stand, und lediglich in die Burg versetzt wurde.


Nach so viel Kultur darf es auch mal wieder etwas Kulinarik sein, und wie der Zufall so will, befindet sich genau gegenüber Himeji Castle ein Platz an dem sich ein Street Food Stand an den nächsten reiht. Also rein ins Vergnügen! Wir probieren Karaage, Okonomiyaki, Käse frittiert am Spieß, irgendetwas das offenbar etwas ähnliches wie mit Käse gefüllte Wan Tans sind, Chicken Gyoza wie aus dem Anime Shokugeki no Soma, frittierte Honigkügelchen und Eiscreme.

Nachdem wir uns bei der Burg eine Kombi-Eintrittskarte auch für den Koko-en Garten gekauft haben, führt uns unser weiterer Weg in den Garten im Edo-Stil und was uns dort erwartet macht mich sprachlos. Er ist wunderschön und jeder Blick ein Fotomotiv wie aus dem Bilderbuch. Ich bin hin und hergerissen. Zudem findet eine Ausstellung an Miniaturkimonos statt, die ich sehr beeindruckend finde.


In dem Garten spricht uns ein Fotograf an und zeigt uns, wo man die schönsten Motive schießen kann. Taro Starbuck ist ist der offizielle Fotograf des Koko-en Garten und wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er ist Amerikaner und lebt seit einigen Jahren in Japan. Auf unsere Bitte hin uns gute Restaurants zu empfehlen kringelt er allerhand auf unserem Stadtplan ein und erwähnt ein "Ninja Kaffee" welches gleich vor dem Garten ist und offenbar immer offen hat.
Wir bedanken uns für die nette Unterhaltung und nachdem es empfindlich kühl geworden ist, wollen wir diesem Kaffee einen Besuch abstatten.

Dieses ist auch schnell gefunden:
Chadokoro Chisen
Adresse: 〒670-0012, 68-100 Honmachi, Himeji, Hyogo 670-0012, Japan


Nachdem wir Platz genommen haben und mehr auffällig, als unauffällig Taros Visitenkarte auf den Tisch legen, geht der Spaß auch schon los...man kennt Taro hier offenbar :P

Es beginnt mit einem Holzkistchen in dem sich Shuriken befinden, zur näheren Ansicht, gefolgt von einem Ninja Schwert und dann "dürfen" wir uns auch noch als Ninja verkleiden....also in Wahrheit gibt es hier keine Option...man hat sich als Ninja zu verkleiden....und als brave Gaijin machen wir das auch. 
Mit Matcha Latte und Kaffee wärmen wir uns aber in erster Linie wieder auf. Nun ist auch Zeit den Plan für den kommenden Tag aufzustellen und wir stellen mit Schrecken fest, dass zum einen die Schwertschmiede in Bizen Montags geschlossen hat und zum anderen, dass strömender Regen in Kurashiki angesagt ist, und die Chancen auf halbwegs trockenes Wetter in Himeji besser stehen.
Schweren Herzens beschließen wir einen weiteren Punkt auf unserer Liste zu streichen und werden den Tag in Himeji verbringen. 

Nun ist es allerdings an der Zeit, unsere Zimmer zu begutachten, also wieder zurück in unser diskretes Hotel, mit dem diskreten Aufzug in den 2ten Stock und das diskrete Glöckchen geklingelt und schon ist wieder die nette Dame da. Mithilfe Google Translate, was wiedermal großartig funktioniert, checken wir schließlich ein und erhalten unsere Schlüssel für unsere Zimmer im 3ten Stock. Mit dem Lift geht es also nach oben. Unser Zimmer ist schnell gefunden und sperren dieses auf. Wir stehen schon wieder in einem kleinen Vorraum mit 2 Türen: eine führt ins Badezimmer, die andere ins Schlafzimmer- aus welchem Stimmen zu hören sind! nach einem kurzen panischen Anfall offen ich öffne ich doch die Türe und stelle erleichtert fest, dass es sich dabei um den Fernseher handelt der unglaublich laut aufgedreht ist. Wie peinlich wäre es gewesen, jemanden bei seinem privaten Vergnügen zu ertappen. *hüstel*

Nun, da wir dieses Thema geklärt hätten zu einem anderen wichtigen Punkt:....Love Hotels und Ihre Eigenarten was Türen anbelangt: Sobald diese von innen ins Schloss fallen, seid ihr nämlich eingesperrt ohne eine Möglichkeit den Schlüssel innen zu benutzen. Ja, das passiert tatsächlich genau so. Warum das so ist, kann ich wirklich nicht mal erahnen, doch ich hatte im Vorfeld ein Video über genau diese Thematik gesehen und war vorbereitet. Leider hat das Video nicht verraten wie man wieder heraus kommt, daher bin ich im Zimmer geblieben und mein Mann hat die freundliche Rezeptionistin gefragt wie dies zu entsperren ist und die Lösung ist ziemlich simpel: Natürlich hat das Zimmer nicht nur einen Schlüssel, sondern auch eine Steckkarte, die allerdings schon bei Betreten des selben an ihrem Platz ist. Sobald man diese entfernt ist auch die Stromzufuhr, wie in jedem anderen Hotel auch, unterbrochen und das Schloss entriegelt sich ;)

Wir teilen dieses Wissen natürlich auch mit unseren Freunden. Immerhin wollen wir uns um 18:00 wieder unten treffen.

Das Zimmer selbst ist sehr großräumig mit einem großen Bett. Wir haben tatsächlich ein Fenster mit Blick auf Himeji Castle ( wohlgemerkt sind Fenster eine Seltenheit in Love Hotels..wegen der Privatsphäre wäre es gewesen...). Im Nebenraum befindet sich ein sehr großes Bad mit Jakuzzi...ja, das ist schon fein ^^
Da es hier keine reinen Nichtraucherzimmer gibt, hängt leider der schwerer Geruch von Nikotin in der Luft, doch zum Glück lässt sich das Fenster auch öffnen und so ist es erträglich.

Nach der kleinen Ruhepause ist es mal wieder an der Zeit ein nettes Lokal für das Abendessen zu suchen. Wie überall anders auch, gibt es auch hier mehrere überdachte Einkaufsstraßen mit Restaurants und netten Geschäften, doch zunächst irrt man überall orientierungslos umher. Diesmal scheint es uns sehr schwer zu fallen ein passendes Lokal zu finden und der Hunger wird immer größer. Schließlich fällt unsere Entscheidung auf ein Udon Lokal.

Schon bald merken wir, dass dies nicht die beste Entscheidung des Tages war. Wir befinden uns in einer Art Kantinen Einrichtung wieder und geschmacklich ist diese Beschreibung ebenfalls zutreffend. Eine wahre Enttäuschung nach all den Köstlichkeiten der letzten Tage gepaart mit der unfreiwilligen Planänderung....wir sind Essensfrustriert und streifen nach diesem unbefriedigenden Dinner durch die Gassen Himejis auf der Suche nach einem Lokal mit Sake.

Plötzlich vernehmen wir geselliges Lachen und Musik.... als wir um die Ecke biegen finden wir uns in einer kleinen Gasse wieder in der sich ein kleines Lokal an das nächste reiht. Wir schlendern hier durch und bleiben bei einer Bar hängen in der noch ein paar Plätze frei sind.

Wir werden herein gebeten und nehmen diese Einladung gerne an. Bald darauf stellen wir fest, dass wir in einer Thai Bar gelandet sind, aber sie haben Sake und damit sind wir eigentlich schon zufrieden....oder auch nicht, denn irgendwie haben wir das Verlangen dieses furchtbare Udon Erlebnis wieder los zu werden und in der Karte gibt es viele einladende Snacks. Und so beginnt der Anfang vom Ende...wir beschließen dass das Udon Debakel niemals statt gefunden hat ( ich meinte:...welches Udon Debakel?). Mit feurig-süßen Edamame, etlichen Nussmix Schälchen, unglaublich guten Rinderspießen vom Grill, Kokosmilch mit Tapiokia Perlen und Kokoseis, thailändischem Whisky ( der angeblich erstaunlich gut war) etlichen Bieren, Sake, Cocktails die ich nicht zuordnen kann aber echt lecker waren, hat der Abend dann doch noch ein großartiges Ende gefunden.

Nicht zuletzt bleibt der nette Kellner zu erwähnen, der sich so sehr gefreut hat mit uns Englisch reden zu können, der Koch, der unfassbar gechillt wahre Meisterleistung vollbracht hat, die Kellnerin die sich so sehr gereut hat als wir ihre persönliche Getränke-Empfehlung angenommen haben und die zwei japanischen Damen, die unserem Freund beim Schnorrversuch tatsächlich eine Zigarette abgegeben haben.


Mehr als gut gelaunt und zufrieden schlendern wir schließlich wieder zurück zu unserem Hotel und lassen uns überraschen, was der morgige Tag so bringen mag.