Das Nishimuraya Honkan hat ein Schwesternhotel, mit welchem es durch einen Gang verbunden ist. Beide Hotels besitzen ihre eigenen Onsen und Gäste können sich frei zwischen beiden Häusern bewegen. Daher starten wir den Tag diesmal nicht mit Kaffee sondern mit einem belebenden Bad im Nishimuraya Shogetsutei.
Nachdem wir uns "aufgewärmt" haben, zieht es uns nun auch in den Onsen unseres Ryokans. Hier wird nämlich jeden Tag der Vorhang umgehängt. Sprich: Der Onsen der am Vortag den Männern zur Verfügung stand, ist an diesem Tag den Frauen zugänglich. So kann man beide Designs genießen.
Gut durchgekocht wollen wir uns ein wenig Abkühlen und das kann man am Besten in dem wunderschönen japanischen Garten der ebenfalls Teil des Ryokan ist. Er ist einfach wunderschön. hier kann man die zeit komplett vergessen. Man wandert durch kleine Pfade, über steinerne Brücken und beobachtet die Koi die, in allen Farben schimmernd, durch den kleinen Bach schwimmen und uns zu verfolgen scheinen. Dann erinnern wir uns daran, dass man uns gestern gesagt hat, dass man diese Kois füttern dürfe. Das dazugehörige Futter erhalten wir schließlich bei der Rezeption. Wir und die Koi haben unsere Freude.
Wir lassen noch ein wenig die Ruhe dieses Ortes auf uns wirken bevor wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Tatami Zimmer machen.
Hier wurde schon fleißig aufgeräumt. Maho hat die Futon bereits wieder verräumt und der Tisch steht wieder an der Stelle wo er vorher stand. Sie hat auch die aktuelle Tageszeitung für uns. Ein historisches Dokument, welches wir als Andenken mitnehmen, da heute der 01.05 ist und der Kaiser abgedankt hat um seinen Sohn den Platz frei zu machen.
Maho erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden, ob wir gut geschlafen haben und ob uns Kinosaki gefällt. Das kann man alles einfach nur bejahen und darauf folgen viele dankbare Verbeugungen unserer guten Seele.
Schließlich bittet Sie uns zu Tisch, denn es ist Zeit für das Frühstück. Ja und was dann folgt, kann ich eigentlich kaum in Worte fassen....So viel Essen auf einem Tisch habe ich noch nie gesehen. Es gab frische Milch, und Tee, und Onsen Eier und Fisch zum selber grillen, Reisporridge, diverse Pickels, frischer Tofu in einer Art Hot Pot...und so vieles mehr und das bitte 1x für jeden von uns. Zugegeben, wir konnten das alles gar nicht aufessen und diese Art von Frühstück ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache, doch beeindruckend war es allemal und der Tofu war unglaublich zart, weich und gut.
Nun sind wir mehr als satt und haben das zwingende Bedürfnis uns zu bewegen. Also zumindest mein Mann, meine Freundin und ich. Der Mann meiner Freundin hat noch vor das private Onsenbad so lange wie Möglich auszukosten.
Zunächst sehen wir uns das kleine Museum an, welches sich direkt in unserem Hotel befindet bevor wir zu Osenji Tempel gehen, der sich nur ein paar Gehminuten entfernt befindet. Dort finden wir auch die heiße Quelle Kinosakis. Wir erkunden das Tempelgelände und sehen einen Treppenpfad in der in einen Wald führt. Wir beginnen, diesen Pfad hinaufzugehen, und finden uns vor neuen Treppen wieder, diese Spiel spielen wir ein drittes Mal bevor wir beschließen, dass wir aufgrund von aktuellem Konditions- aber leider auch Zeitmangel diese Weg nicht weiter verfolgen sondern wieder zu unserem Ryokan zurückkehren.
Die Zeit hier ist leider viel zu schnell vergangen, und vor uns liegt noch eine lange Fahrt mit 2 Shinkansen wieder zurück nach Tokyo.
Wir haben bereits in der Früh bei der Rezeption, auf ihre Bitte hin, mitgeteilt mit welchen Zug wir nach Kyoto fahren werden.
Schnell sind unsere Koffer gepackt. Wir bedanken und bei Maho für Ihre Fürsorge bevor wir Schweren Herzens unser Zimmer verlassen. Melancholisch gehen wir die langen, eleganten Gänge des historischen Hauses entlang und verabschieden uns still. Bei der Rezeption muss nun noch die Rechnung beglichen werden doch auch hier erwartet uns eine Überraschung. Zu unserer verwunderung wird uns ein kleines Päckchen ausgehändig. Mit einem Augenzwinkern sagt man uns, dass dieses für uns abgegeben wurde. Neugierig schauen wir nach was sich darin befindet und stellen erstaunt fest, dass das doch tatsächlich das Tajima Beef jerky ist, welches im Laden am Vorabend liegen geblieben ist. Mit dabei ist eine entzückende kleine Botschaft und 3 Glücksbringer die uns begleiten sollen. Wir sind sprachlos und gerührt zur selben Zeit. Zu gerne hätten wir uns noch bei der netten Ladenbesitzerin bedankt, doch leider schlafen Kinosakis Geschäfte noch und unser Zug wartet nicht auf uns. Wir haben uns fest vorgenommen, beim nächsten Besuch, und dieser kommt bestimmt, uns persönlich zu bedanken.
Doch nun wartet ein extra für uns bereit gestellter Shuttle zum Bahnhof, wieder zu unserer Überraschung. Als unser Gepäck verstaut ist positioniert sich das Personal vor der Türe, bedankt sich für unseren besuch und wünscht uns eine gute weiterreise bevor sich alle verneigen....Kloß im Hals, Tränen in den Augen....ich will hier nicht weg. Doch so schwer der Abschied von diesem wirklich sehr speziellen Ort auch auch ist, er ist Teil unserer Reise. Die Erlebnisse und Eindrücke von Kinosaki Onsen sitzen tief und haben einen sehr speziellen Platz in unseren Herzen bekommen. Und wiedereinmal mehr bin ich dankbar dafür, dass wir dieses Erlebnis letztlich doch mit unseren Freunden teilen konnten.
Am Bahnhof angekommen ist auch unser Zug schon bereitgestellt. Unsere Fahrt führt uns von Kinosaki Onsen zurück nach Kyoto und von dort, mit einem anderen Shinkansen, weiter nach Tokyo. Wir hatten im Vorfeld vergeblich versucht Sitzplätze zu reservieren, doch in Anbetracht der Tatsache, dass halb Japan an diesem tag nach Tokyo pilgern will, wegen des neuen Kaisers, war dies ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Wir haben uns demnach auf das Schlimmste eingestellt und gehen von 6 Stunden Zugfahrt im Stehen aus. Hier, in Kinosaki haben wir Glück. Dies ist die Endstelle des Zuges und die ersten 3 Wagen sind nicht reservierte Plätze, sprich: First come, first serve. Und so können wir zumindest bis Kyoto bequem sitzen.
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Nein, mit dem sind wir nicht gefahren, aber wir haben ihn gesehen :) |
In Kyoto müssen wir Bahnsteig wechseln, und hier haben wir einen 45 minütigen Zeitpuffer bevor der Zug nach Tokyo einfährt. Auch hier suchen wir zunächst den Einstieg für die Waggons für die unreservierten Plätze. Hier positionieren wir uns so, dass wir zumindest die ersten sind, die einsteigen können. Und das Universum meint es auch hier gut mit uns. Es steigen doch einige in Kyoto aus und wir schnappen uns die freien Plätze, auch wenn diese nicht zusammen sind. Hier kann mein Mann nun auch sein Bento genießen welches er sich noch in Kinosaki am Bahnhof besorgt hat. Natürlich ist es mit Tajima Beef und schaut sehr verlockend aus.
3 Stunden später, gegen 18:00, haben wir Tokyo schließlich erreicht. Nach einer kurzen Orientierung haben wir auch schon die passende Metro gefunden, die uns zu unserem Hotel für die nächsten, und somit letzten 2 Nächte, bringt. Das APA Hotel Shinjuku Gyommae ist schnell gefunden und nun bleibt nur noch eine wichtige Frage offen: Sind unsere Koffer tatsächlich angekommen, die wir von Kyoto hier her geschickt haben? Ja, sind sie :) Wir sind wieder einmal mehr von diesem Land und seinem Service beeindruckt.
Mit dem Lift geht es schließlich zu unsern Zimmern. Diese sind supereng, vor allem jetzt wo wir alle Koffer bei uns haben und nach dem Luxus in unsern Airbnb und natürlich im Ryokan, sind diese Zimmer tatsächlich ernüchternd. Aber alles ist sauber und in bester Ordnung. Nur Platz ist halt keiner. Aber es wird für die nächsten 2 Tage genügen.
Es hat zu regnen begonnen dennoch plagt ein wenig der Hunger. Mein Mann und ich beschließen, eine Kleinigkeit beim gegenüber liegenden Subway zu essen, bevor wir uns zu 4 was tatsächlich Nahrhaftes suchen. Der Subway war ausreichend und nahrhaft und das ist auch schon alles was ich mir davon erwartet hatte.
Nach einer kurzen Ruhezeit machen wir uns zu 4 wieder auf den Weg die Gegend um unser Hotel zu erkunden, im berühmten Shinjuku. Der Regen hat leider nicht komplett aufgehört, aber es ist nicht wirklich kalt und obwohl es schon recht spät ist, stellen wir fest, dass hier tatsächlich noch was los ist. Ein absolutes Kontrastprogramm zu unseren ersten Tokyo Erfahrungen ins Asakusa.
Nachdem wir uns ein wenig oberirdisch bewegt haben, beschließen wir, unsere Tour unterirdisch, im trockenen, fortsetzten. Tokyo ist unterminiert von unterirdischen Shoppingstraßen die Einkaufzentren und Metro Stationen verbinden. Es ist eigentlich ein riesen Netzwerk und einem Labyrinth nicht unähnlich...also sofern man nicht Einheimisch ist.
Unzählige Shoppingmöglichkeiten ergeben sich hier unten, und viele Lokale gehören natürlich auch dazu. Wir überlegen welche Köstlichkeit wir noch nicht hatten und da fällt uns tatsächlich etwas ein, das auf unserer Bucket List stand, aber aus Zeitmangel leider nicht durchgeführt werden konnte: Omuraisu bei Kichi Kichi. Aber zum Glück gibt es nicht nur bei Kichi Kichi dieses Reisgericht, sondern überall in Japan und wie der Zufall so will, gibt es hier ein Lokal, dass sich wohl auf Eier-Reisgerichte spezialisiert hat: Tamago to watashi ( zu Deutsch: das Ei und ich).
Hier müssen wir wieder in einer kleinen Reihe warten. Auch hier bekommen wir bereits vorab die Speisekarte zum Auswählen, bevor wir nach kurzer Zeit an einen Tisch geführt werden.
Wir gewohnt lässt auch das Wasser nicht lange auf sich warten. ich bestelle das Omurice mit Hamburger Patty und Käse übergossen mit Demi Glace.....ein Gedicht!
Frisch gestärkt spazieren wir den Weg zum Hotel zurück. Dort wird noch schnell ein heißes Bad genommen bevor die Müdigkeit die Oberhand gewinnt.